Förderkreis Stadtmuseum ehrte beim Museumsfest Tafelrunde verdiente Mitglieder

(win) Vor drei Jahrzehnten gründete sich der Förderkreis Stadtmuseum und Denkmalpflege. Beim traditionellen Museumsfest Tafelrunde, das zum fünften Male auf der Saaleinsel stattfand, konnten sich die Besucher vom Engagement der Mitglieder überzeugen. Neben dem Erhalt und Ausbau der Herrenmühle hat sich vor allem auf der Museumsinsel einiges getan.

Männer der ersten Stunde: Förderkreisvorsitzender Erich Hutzelmann (2. von links) ehrte Altbürgermeister Karl Fell (von links), Oskar Böhm und Adolf Schäfer.  Foto: Winfried Ehling Förderkreisvorsitzender Erich Hutzelmann ließ die Bauaktivitäten des vergangenen Jahres Revue passieren. So hat Josef Keidel die Bruchsteinverkleidung des Backhauses fertiggestellt. Die Firma Stockheimer übernahm, teils kostenlos, die Spenglerarbeiten an diesem Projekt.

Zuvor war es der Angelsportverein, der die Insel aufräumte, einebnete und schotterte. Die Bundeswehr befestigte die Fläche mit einer Walze und stellte die Gräben für die Leerrohre her. Den in der Halle befindlichen Handmahlstein fertigte Bildhauer Ralf Hartan, den Backofen baute der Sulzthaler Backofenmeister Gottfried Schneid, und der Rhönklub Hammelburg ließ ein Insektenhotel errichten. Im Herbst will der Förderkreis mit der Grünflächengestaltung der Insel beginnen.

Eine besondere Ausstellung bereicherte heuer das Museumsfest. So konnten sich die Besucher über die Entwicklung der Elektrizität in Hammelburg informieren (wir berichteten). Zusammengestellt hat die Schautafeln Petra Kaup-Clement mit Hilfe von Erich Hutzelmann, Josef Kirchner, den ehemaligen E-Werk-Angestellten Ernst Happ und Werner Stein sowie den Mitgliedern des Hammelburger Geschichtskreises. Die Dokumentation wandert Ende September in die Herrenmühle und wird dort Schulklassen zugänglich gemacht. Für die Ausstellung sucht Kaup-Clement noch Fotos von der Maschinenhalle des E-Werks sowie Zeitzeugen.

Hutzelmann gab im Rahmen des Weinabends, der von Thaddeus Folwarczny musikalisch umrahmt wurde, einen Rückblick auf die Gründungsversammlung und ehrte die Mitglieder des ersten Vorstands. Diese waren Oskar Böhm, Adolf Schäfer, Winfried Benner, Albrecht Gerhard und Helmut Horteux.

Der Dank des Vorsitzenden galt auch Altbürgermeister Karl Fell, der mit Eugen Weiß Hauptinitiator des Projekts Herrenmühle war. Hutzelmann erinnerte auch an die verstorbenen Vorstandsmitglieder Heinz Hofmann, Hans Tuchscherer, Robert Höfling und Ingelore Mai. Seine Anerkennung sprach er den zahlreichen Sponsoren aus. Zu ihnen zählt Franz Sickert, der Graveur des Vereinslogos, der dieses Motiv in Form seiner „Schmunzelsteine“ und als Bilder zugunsten des Förderkreises verkauft.

Den Sommerabend am Saaleufer garnierten Christiane Schmid, Brigitte Keidel und Bianca Kuchenbrod mit Mundartgedichten aus dem „Hammelburger Wörterbuch“.

(Main-Post vom 09.08.2010)

Ausstellung des Geschichtskreises zum Museumsfest über die Geschichte der Stromerzeugung in Hammelburg

Premiere feiert die erste elektrische Straßenbeleuchtung in Hammelburg mit Bogenlampen in der Bahnhofstraße im November 1896.  Foto: Archiv Josef Kirchner Eine ganz besondere Ausstellung gibt es beim Museumsfest am Wochenende auf der Museumsinsel zu sehen. Der Hammelburger Geschichtskreis zeigt anhand historischer Fotos und Dokumente die Geschichte der Stromerzeugung in Hammelburg auf. Der Besucher bewegt sich dabei gleichsam auf historischem Territorium. Denn 1896 errichtete der Gerbermeister und Lederfabrikant Karl Jakob Happ auf der Saaleinsel die elektrische Zentrale, die eine erste elektrische Straßenbeleuchtung in Hammelburg ermöglichte.

Da die Nachfrage nach dem Lichtstrom sehr groß war und die kleine E-Zentrale auf der Saaleinsel, die auch ein Sägewerk betrieb, den Strombedarf schon bald nicht mehr decken konnte, erwarb Karl Jakob Happ 1903 die Herrenmühle, um dort ein größeres E-Werk zu errichten, das die Wasserkraft des Thulbakanals nutzte.

Ein Blick zurück: 1896 wurde die Hammelburger Stadtpfarrkirche erstmals elektrisch beleuchtet, zwei Bogenlampen erstrahlten am 23. Dezember 1896 in Chor und Kirchenschiff. Am 11. Dezember 1896 hatte für eine erste elektrische Straßenbeleuchtung in der Bahnhofstraße eine Beleuchtungsprobe stattgefunden. Die „elektrische Centrale“ auf der Saaleinsel funktionierte also. Damit gehörte Hammelburg zu den wenigen kleinen Städten Deutschlands, die schon vor der Jahrhundertwende eine elektrische Straßen- und Kirchenbeleuchtung besaßen.

Die Geschichte der Stromerzeugung in Hammelburg ist mit dem Namen der Gerbermeisterfamilie Happ eng verbunden. Sie gehörte zu jenen Handwerksmeistern, die in der napoleonischen Ära ihre Heimatstadt verließen, um sich in einer anderen Stadt niederzulassen. In Kirchenmatrikeln steht niedergeschrieben, dass im Jahr 1804 der 26-jährige in Brückenau geborene Gerbermeister Josef Happ nach Hammelburg kam, um dort Anna Maria Rössner aus der Hochgasse 19 zu heiraten. Dem jungen Gerbermeistermeister und seiner Frau wurden vier Kinder geboren, zwei Töchter und zwei Söhne. Die beiden Söhne, Josef (geb. 1804) und Carl Anton (geb. 1814), gingen bei ihrem Vater in die Lehre und erwarben den Meistertitel in der Lederherstellung. Beide blieben in Hammelburg wohnen.

Der Erstgeborene übernahm 1838 den Gerbkeller seines Vaters in der Hochgasse 19 (heute Architekturwerkstatt in der Dalbergstraße). Vom jüngeren Bruder Carl Anton Happ ist überliefert, dass er 1845 mit einem ungewöhnlichen Baugesuch an den Stadtmagistrat herantrat: er beantragte, außerhalb der Stadtmauer in Nähe des Thulbakanals neu bauen zu dürfen. Ein solches Baugesuch hatte bis dahin noch kein Bürger an die Stadt gerichtet, galt doch noch im frühen 19. Jahrhundert das Wohnen außerhalb der Stadtmauer als gefahrenvoll.

1846 erhielt der 32-jährige Gerbermeister Carl Anton Happ die Baugenehmigung für ein Wohnhaus mit Gerbkeller, Scheune und Stallungen an der Straßenkreuzung Diebach/Untererthal „vor dem Niederthor“. Damit schrieb der jüngste Sohn des 1804 zugereisten Gerbermeisters Stadtgeschichte.

Fünf Kinder erblickten im neu erbauten Haus in der Diebacher Straße 1 das Licht der Welt, vier Söhne und eine Tochter. Der zweitgeborene Sohn Karl Jakob Happ (geb. 1849) gründete 1896 die erste elektrische Zentrale auf der Saaleinsel und 1906 das E-Werk in der Herrenmühle.

Den Stadtbrand von 1854 und den Beschuss durch die preußische Armee am 10. Juli 1866 überlebte das Haus des Carl Anton Happ in der Diebacher Straße unversehrt. Das Elternhaus in der Hochgasse 19 indes wurde 1866 vollständig zerstört. Bis heute steht nur eine Restmauer. 1872 wählten die Hammelburger den Gerbermeister Carl Anton Happ zu ihrem Bürgermeister.

In seiner Amtszeit entschied der Stadtmagistrat, die alte Stadtmauer, die nur noch als Geröllhaufen darniederlag, abzutragen. Nach den Brandkatastrophen von 1854 und 1866 hatten Bürger der Stadt Steine der Stadtmauer zum Wiederaufbau ihrer Häuser verwendet. Es war kein Geld in der Stadtkasse, um eine neue Ringmauer aufzubauen. Soziale Aufgaben waren wichtiger, so die Umsetzung der Carl von Heß'schen Schenkung mit Bau eines Waisenhauses in der Spitalgasse und eines Altersheimes in der heutigen Von-Heß-Straße im Jahr 1873. Die Reststeine der Stadtmauer wurden zum Bau der Friedhofsmauer verwendet.

Carl Anton Happ starb am 6. November 1877 im Alter von 63 Jahren an einem Schlaganfall. Sein Sohn Karl Jakob Happ, der E-Werks-Gründer, übernahm das Elternhaus in der Diebacher Straße 1 (heute Saaletalstraße). Dessen jüngerer Bruder Georg Happ (geb. 1855) wurde Nacherbe des benachbarten väterlichen Hauses in der heutigen Bahnhofstraße 67. Auch dort wurde das Gerberhandwerk weitergeführt. Beide Happ-Häuser am nördlichen Stadteingang und heutigen Minikreisel repräsentieren ein Stück Stadt- und Gewerbegeschichte des 19. Jahrhunderts. Es war das historisch erste Gewerbegebiet vor der Stadtmauer, das dem Gerbermeisterhandwerk am Thulbakanal gewidmet war.

MainPost vom 05.08.2010

 Förderkreis Stadtmuseum und Denkmalpflege: Viel Lob für den alten Chef Erich Hutzelmann

(V.l.): Elfriede Böck, Oskar Böhm, Franz Herrler, Christiane Schmid, Jürgen Leitschuh, Erich Hutzelmann und Bürgermeister Ernst Stross. Foto: Gerd Schaar (ghs) „Ich stelle mein Amt aus beruflichen und gesundheitlichen Gründen zur Verfügung“, erklärte Vorsitzender Erich Hutzelmann bei der Jahresversammlung des Förderkreises „Stadtmuseum und Denkmalpflege Hammelburg“ am Mittwoch. Zu seiner Nachfolgerin gewählt wurde Christiane Schmid.

Bruno Weigand aus Obererthal baute 60 Stunden an dem Gehäuse auf der Museumsinsel
Neu auf der Museumsinsel: Bruno Weigand (Mitte) erklärt Interessierten die Bauweise und Funktion seines Insektenhotels, das er in rund 60 Stunden gefertigt hat.  Foto: Winfried Ehling (win) Das erste Insektenhotel in Hammelburg in unmittelbarer Nähe der Stadt wurde jetzt auf der Museumsinsel, direkt am Saaleufer, errichtet. Der Rhönklub-Zweigverein ist Initiator der aus Lehm, Backsteinen, Holz und Halmen bestehenden Unterkunft für fliegendes und krabbelndes Getier. Gefertigt hat das Gehäuse der Obererthaler Bruno Weigand, der rund 60 Stunden daran werkelte.
Für den Bau wurde auch ein Geldgeber benötigt. Hier kam Günter Dittmar vom heimischen Rhönklub auf die Idee, bei der Sparkasse anzuklopfen. Nicht eines Kredits wegen, sondern um eine Förderung aus dem Prämiensparen zu erbitten, von dem ein Teil für gemeinnützige Zwecke ausgeschüttet wird. Marktbereichsleiter Franz Baumer war von dem Vorschlag angetan und sagte seine Unterstützung zu.
Marienkäfer und Lehmwespe, Schwebfliege und Krabbenspinne zählen damit auch zu den Gewinnern des Prämiensparens. Und das ist gar nicht schlecht, denn „die Natur ist zu gut ausgeräumt“, wie Oskar Böhm von den Freunden des Heimatmuseums befand. Insekten und Kleintiere suchten oft vergeblich in Gärten nach Nischen. Deshalb sei ein Insektenhotel ein moderater Weg, die Lebensbedingungen der Flieger und Krabbler zu verbessern.
Auch wenn sie von dem Menschen oft abgelehnt werden, weil sie stechen oder quälen, sind diese „Viecher“ wichtig, unterstreicht Weigand. Der Obererthaler hat bereits das nächste Projekt ins Auge gefasst: eine Eulenkiste an der Schutzhalle auf der Museumsinsel. Museumsleiterin Elfriede Böck sieht in der Behausung eine Bereicherung für die Insel.

(Mainpost vom 04.08.2010)

Termine

des Förderkreises, des Museums und der Inselnutzung

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