Auf den ältesten Ansichten der Stadt Hammelburg (Sebastian Münster um 1590, Matthäus Merian um 1650) ist die Saaleinsel noch nicht dargestellt, sie muss also später entstanden sein. Zu sehen sind jedoch bereits die Herrenmühle und die kleinere Saalmühle, letztere am rechten Saaleufer. Die Herrenmühle wurde zu keinem Zeitpunkt von der Saale angetrieben. Vielmehr errichtete man bereits im 14. Jahrhundert einen künstlichen Kanal, die „Herrenthulba“.
Wann die Saaleinsel angelegt wurde, ist nicht eindeutig nachvollziehbar. Bereits vor 1853 sind die Brüder Karl sen. und Joseph Happ als Besitzer einer Lohmühle unmittelbar neben der Saalmühle genannt. Am 29. Januar 1858 kaufte der Saalmüller, Eigentümer der Getreidemühle am rechten Saaleufer, gegen einen Kaufpreis von 25 Gulden die Saaleinsel gegenüber seiner Mühle.
Im darauffolgenden Jahr wurde das Wehr umgebaut und ein Eichpfahl gesetzt. Beteiligt waren an diesem Unternehmen der Müller Adam Hack, Karl Happ und Bilhilde Happ, die Witwe des Joseph Happ. Zu dem oben genannten Zwecke hob man auf der Saaleinsel 12 Fuß vom Ufer nach der Insel einwärts eine Grube aus und ließ am 02. November 1859 den aus Eichenholz gefertigten, achteckigen Eichpfahl ein.
Sieben Jahre später brannte die Mahlmühle des Adam Hack ab und er beschloss den Bau einer neuen Getreidemühle auf der Saaleinsel, die auch die Hack’ sche Insel genannt wurde. Hiergegen legten die Eigentümer der Lohmühle, Karl und Andreas Happ (Stiefsohn der Bilhilde Happ) Beschwerde ein: Sie fürchteten, dass die von Hack geplante Mühle die Verteilung der Wassermenge zu ihrem Nachteil verändern könnte. Karl und Andreas Happ beanspruchten zu diesem Zeitpunkt ¼ der vorbeifließenden Wassermenge, dem Müller Adam Hack standen ¾ zu.
Der Beschwerde wurde aufgrund „mangelnder Sachinstruktion“ von Seiten Hacks stattgegeben. Es kam nie zum Bau einer Getreidemühle auf der Saaleinsel. 1896 erwarb Karl Happ jun., Bürgermeister der Stadt Hammelburg und Gerbereibesitzer, die Saalmühle und die Saaleinsel von Adam Hack.
Noch im selben Jahr richtete der neue Eigentümer ein Gesuch an das Königliche Bezirksamt Hammelburg um Errichtung eines Triebwerkes mit Wassertrog „zur Herstellung einer elektrischen Beleuchtungsanlage“ auf der Insel unterhalb des Wehres. Gleichzeitig sollte ein Sägewerk erbaut werden.
Den Besitzverhältnissen entsprechend machte Karl Happ den Anspruch auf ein weiteres Mühlrad geltend. Geplant war die Errichtung eines Zuppingerrades. Vorgesehen war auch der Bau eines festen Gebäudes, bestehend aus „Mauerwerk, Fachwerk und Ziegeldach“.
Gegen dieses Vorhaben erhob Andreas Happ erneut Einspruch, da er wiederum Nachteile beim Wasserbezug befürchtete.
Mit Wirkung vom 21. August 1896 erhielt jedoch Karl Happ die Erlaubnis zum Bau des geplanten Elektrizitätswerkes auf der Saaleinsel, da Andreas Happ mittlerweile seinen Anteil an der gemeinschaftlichen Lohmühle samt Wasserrecht an die Brüder Happ (Karl und Georg) veräußert und dabei seinen Einspruch zurückgezogen hatte.
Im darauffolgenden Jahr ließ der Gerbereibesitzer Karl Happ einen Steg über die Saale anlegen.
1898 erhöhte er trotz Verbot von amtlicher Seite sein Wehr, was zu jahrelangen Streitigkeiten mit den angrenzenden Wiesenbesitzern führte, da diese eine Überflutung und Versumpfung ihrer Liegenschaften befürchteten.
Im Januar 1899 erhöhte und verbreiterte Karl Happ die Saaleinsel mit Pflastersteinen und Beton und veränderte dadurch erneut den Wasserspiegel, der wiederholten Aufforderung von amtlicher Seite, diese Mißstände zu beseitigen, kam Karl Happ nicht nach. Schließlich setzte die Königliche Regierung von Unterfranken und Aschaffenburg einen endgültigen Termin: Der Wehraufbau musste bis zum 1. April 1903 beseitigt sein. Außerdem sollten die Schützen bei Hochwasser geöffnet werden, um eine Überflutung der tiefergelegenen Wiesen zu vermeiden. Happ widersetzte sich dieser Aufforderung erneut.
Daraufhin sah sich die Königliche Regierung im Einvernehmen mit dem Königlichen Bezirksamt Hammelburg veranlasst, die Anordnung zu Wiederherstellung der ursprünglichen Wasserhöhe auf polizeilichem Weg überbringen zu lassen und ließ die umstrittenen Abbrucharbeiten vornehmen.
Die Auseinandersetzungen mit den Wiesenbesitzern dauerten aber noch bis 1913 an. Zwischenzeitlich hatte Karl Happ außerdem die Herrenmühle erworben (1903) und betrieb dort ebenfalls ein Elektrizitätswerk. (Vergl. Beitrag „Das Stadtmuseum Herrenmühle“)
Nach dem Tod Karl Happs im Jahre 1917 war dessen Sohn Josef Besitzer des E-Werkes auf der Saaleinsel, später dessen Witwe Lioba Happ.
1949 wurde die Saalmühle an Karl Nagel verkauft, die Saaleinsel befand sich weiter im Besitz der Lioba Happ. Zum E-Werk auf der Saaleinsel gehörte zu dieser Zeit noch ein funktionsfähiges Wasserrad mit überdachter Radscheibe, das noch in Betrieb war. Auch der 1859 gesetzte Eichpfahl war noch vorhanden.
Ob die Triebanlage auf der Saaleinsel 1949 noch zur Erzeugung von Strom, oder nur zum Betreiben des Sägewerks genutzt wurde, ist unklar.
Das Ensemble „Lohmühle - Saalmühle“ wurde in den 70er Jahren im Zuge des Straßenausbaues „Unterer Graben“ komplett abgerissen.
Die Herrenmühle beherbergt seit 1991 das Stadtmuseum „Brot und Wein“.
Am 14.12.1994 erwarb der Förderkreis Stadtmuseum und Denkmalpflege Hammelburg e.V. die Saaleinsel mit der Absicht, diese für das Stadtmuseum Herrenmühle nutzbar zu machen und dem Thema der Dauerausstellung entsprechend auszubauen.