Im 15. und 16. Jahrhundert verwaltet die Familie von Thüngen von Windheim aus ein großes Herrschaftsgebiet. Werner Ziegert hat dazu geforscht.
„Je älter man wird, desto mehr interessiert man sich für die Geschichte“, sagt Werner Ziegert. Der 69-Jährige hat 38 Jahre lang bei der Gemeinde Wartmannsroth gearbeitet. Schon beruflich hatte er sich immer wieder mit historischen Quellen rund um seinen Heimatort beschäftigt.
Für das Buch „Spuren der Vergangenheit“ des Förderkreises Stadtmuseum und Denkmalpflege Hammelburg hat er nun die Geschichte des Ortes und des ehemaligen Wasserschlosses zusammengeschrieben. Bei zwei Vorträgen mit jeweils rund 30 Teilnehmern teilte er sein Wissen.
„Windheim war das Zentrum der Macht“, fasste ein Teilnehmer die Ausführungen Ziegerts zusammen und sorgte damit für Lachen bei der Gruppe. Tatsächlich verwalteten die Freiherren von Thüngen im 15. und 16. Jahrhundert Besitz bis ins heutige Hessen und nach Gemünden.
„ Philipp II. von Thüngen hat den Besitz vermehrt, aber nachfolgende Generationen haben alles wieder verprasst“, fasste Ziegert die wechselvolle Geschichte zusammen.
Schloss entstand im 13. Jahrhundert.
Im Jahr 1165 wurde Windheim erstmals urkundlich erwähnt. Ziegert vermutet jedoch, dass die Anfänge weiter zurück reichen. Der Ortsname deute darauf hin, dass in dem Seitental der Fränkischen Saale Mitglieder des Volksstammes der Wenden angesiedelt wurden. „Vielleicht sind die Windheimer deshalb so widerspenstig“, sagte Ziegert mit einem Augenzwinkern.
Das Wasserschloss entstand vermutlich im 13. Jahrhundert und wurde 1447 erstmals unter dem Namen „Winden das Schloss“ erwähnt. Das mehrstöckige Gebäude hatte einen quadratischen Grundriss mit einem Turm an jeder Ecke. Die Dächer waren laut alter Beschreibungen bis zu 26 Meter hoch.
Die unteren Stockwerke waren massiv gebaut, das obere Stockwerk mit insgesamt 23 Zimmern war zum Innenhof aus Holz. Für das Urkataster aus dem Jahr 1846 wurde das Schloss noch genau vermessen, 1882 ließ das Juliusspital das verfallene Schloss dann jedoch abreißen. Das Baumaterial wurde zum Teil für den Bau der Forstdienststelle des Juliusspitals verwendet.
1660 ans Juliusspital verkauft
Wie kam es so weit? Nach einer Blütezeit im 15. und 16. Jahrhundert ging es steil bergab mit der Windheimer Linie der Freiherren von Thüngen. Pest, Gegenreformation , 30-jähriger Krieg und die Verschwendung des Vermögens führten zum Niedergang.
Im Jahr 1615 kam es zudem zu einem Brand. Nachdem Philipp Kaspar von Thüngen im Zuge der Gegenreformation fliehen musste und 1636 in Schmalkalden starb, forderte seine Witwe den Besitz zwar erfolgreich ein, die Familie war aber bereits völlig verarmt.
Ihre Töchter , die sogenannten Windheimer Fräulein, verkauften das Schloss mit tausenden Hektar Wald und Feldern schließlich im Jahr 1660 ans Würzburger Juliusspital. Werner Ziegert ging bei den Vorträgen auf allerlei Überbleibsel und Legenden rund um das ehemalige Wasserschloss ein.
Ausstellung
Noch bis 30. April ist die Ausstellung zur Geschichte der Bahnhofstraße im Hammelburger Stadtmuseum Herrenmühle zu sehen. Geöffnet ist das Museum Dienstag, Mittwoch und Freitag von 14 bis 16 Uhr, Donnerstag von 10 bis 14 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr. Am Karfreitag bleibt die Herrenmühle zu, von Karsamstag bis Ostermontag ist täglich von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Für Sonntag, 23. April, ist eine Führung vorgesehen. Beginn ist um 11 Uhr.
Main-Post vom 05.04.2023, Ralf Ruppert