Alte Handwerkskunst stand im Mittelpunkt des gut besuchten Museumsinselfestes. Der Förderverein zeigte sich sehr zufriedenen mit der Resonanz auf die Veranstaltung, viele Gäste seien auch aus der weiteren Region angereist.
Mit einem gelungenen Museums-Inselfest integrierte sich der Förderkreis Stadtmuseum und Denkmalpflege Hammelburg in die Programmreihe des "Saale-Musicums". Für den guten Besuch sorgte das romantische Ambiente am Saale-Ufer mit Blick auf das Schloss Saaleck.
"Ich wünschte, ich wäre hier zuhause. Hier kann man leben", schwärmte Gerald Meiersberger, ein Wohnmobilist aus Niedersachsen. Die älteste Weinstadt Frankens - und besonders das Inselfest - hatten es ihm und seiner Gattin Renate offensichtlich angetan. Da war er nicht der Einzige. Besucher von der Rhön bis an den Main lobten die Insel-Festivitäten und wollen "auf jeden Fall" wiederkommen. Freilich, die abendlichen, erfrischenden Temperaturen an der Saale trugen zum Wohlbefinden bei - auch wenn es im Stadtteil Untererthal ganz heiß wurde.
Musik am Abend
Solche Aussagen sind Musik in den Ohren des Förderkreises, denn der muss eine Kasse auffüllen. "Wir hatten hohe Ausgaben in den letzten Jahren, vor allem durch den Muschelkalkbelag und das Schutzgeländer, das wir am Ufer anlegten. Dazu kommt der Anbau eines Materiallagers, das wir demnächst errichten wollen", informiert Förderkreisvorsitzende Christiane Schmid.
Dem Ansinnen des Förderkreises, Gelder für Verbesserungen zu generieren, kam auch die Band "Kerrygold" entgegen. Die Dieburger, wie der Name verrät, ein irisches Folkmusik-Trio, spielten "für den Hut" und nahmen keinen Eintritt. Es schadete dem Abend in keinster Weise, dass es da ein bisschen "crossover" zuging - fränkischer Wein gemixt mit irischen Liedern und italienischer Pizza aus dem "La Luna" - kamen bei den Besuchern bestens an.
Leckeres Brot
Der Sonntag wartete mit zahlreichen Attraktionen auf. Kleinkunst und Kunsthandwerk, Gewebtes und Gesponnenes, Schmuck, Patchwork und Malerei gaben sich ein Stelldichein bei plätschernden Wellen und den Mundart-Songs von Konrad Albert, der auf Wunsch auch Portraits von den Besuchern zeichnete. Das im Backofen gegarte Brot, das die Bäckerei Schneider und Hannes Deinlein unter die Leute brachten, fand am Nachmittag reißenden Absatz. Die heimische junge Kunsthandwerkerin und Malerin Anja Hofstätter zeigte in ihrer Kreativwerkstatt Gemälde, Zeichnungen, Holzarbeiten und Schmuck und ließ sich beim Gravieren von Glas zuschauen.
"5M" nennt sich der Künstler aus Bad Neustadt - nämlich Markus M. Müller - der Airbrush, Kunstmalerei und Bonsai-Schalen aus bemaltem Beton anbot.
Die alte Technik des Woll-Webens präsentierte die "Webstube Saalehof" aus Gräfendorf. Theresa Kisperth erlernte sie von ihrer Schwiegermutter Silvia, die sich diese Handwerkskunst autodidaktisch aneignete. Seit acht Jahren betreiben Silvia und Wolfgang Kisperth eine Werkstatt in der Saaletalgemeinde, die besucht werden kann.
"Wir fertigen Teppiche, Schals, Tischläufer und ähnliches wobei mein Mann mich unterstützt beim Waschen und Kämmen der Wolle, die dann spinnfertig ist. Wir verwenden Schafwolle, recycelte Baumwolle und den im Garten angebauten Flachs, der zu Leinen verarbeitet wird", berichtet Silvia Kisperth. Auf die Frage ob Weberei und Spinnerei ein aussterbendes Handwerk sind, antwortet sie: "Durchaus nicht. Viele haben diese alte Technik für sich entdeckt. Wir haben zum Beispiel eine Spinngruppe gegründet, in der auch drei Männer mitmachen."
Afrika Hilfe stellt sich vor
Nicht unerwähnt soll das zehnjährige Jubiläum der Afrika Hilfe Franken bleiben, die sich in das Museumsinselfest mit einer schilfgedeckten Hütte, einer äthiopischen Kaffee-Zeremonie mit frisch gerösteten Bohnen, afrikanischem Kunsthandwerk und einem Kinderprogramm präsentierte. Zum hervorragend schmeckenden Kaffee versuchten Kinder Mais in Holzbottichen zu stampfen, und am Info-Stand beantwortete Reinhard Beichel in traditionell-afrikanischer Tracht die Fragen der Besucher.
Main-Post vom 18.07.2015, Winfried Ehling Hammelburg