Vor zwei Jahren ließ der Förderkreis Stadtmuseum und Denkmalpflege eine alte Kelter aus einem Haus in der Josef-Schultheis-Straße bergen. Bald können Besucher das historische Gerät besichtigen.
Ein neues Ausstellungsstück bereichert die Sammlung des Stadtmuseums Herrenmühle: Nach sechs Wochen Restaurierungsarbeit steht die historische Kelter nun in der Halle auf der Museumsinsel.
In die Frontwand der Halle wird in den kommenden Tagen eine Aussparung in Form eines überdimensionalen Schlüssellochs geschnitten. Dann können Touristen und Museumsbesucher die Kelter jederzeit besichtigen. "Es ist eine zusätzliche Attraktion, zum Beispiel wenn wir Gruppen vom Bleichrasen abholen", sagt Museumsleiterin Elfriede Böck.
Die Kelter stammt aus dem Jahr 1797, wie die Inschrift auf dem Jochbalken verrät. Die Initialen J.E.R. deuten wohl auf den ursprünglichen Eigentümer Röllinger hin. Im Gewölbekeller des Hauses Röllinger-Brust in der Josef-Schultheis-Straße überdauerte die Kelter denn auch die Jahrzehnte.
Der neue Haus-Eigentümer, Sebastian Hose, schenkte sie vor zwei Jahren dem Förderkreis Stadtmuseum und Denkmalpflege. Zunächst wurden die einzelnen Teile zwischengelagert. Ende Juli konnte die Restaurierung endlich beginnen.
"Wir haben das verfaulte Holz herausgestemmt und durch Holz aus historischem Bestand ersetzt", erklärt Gerhard Bornkessel, dessen Zimmereibetrieb die Restaurierung übernahm. Außerdem wurde das Holz mit einem speziellen Mittel behandelt, um es zu verfestigen. Die Kelter ist trotzdem zu einem sehr großen Teil original erhalten. Die sichtbarste Ergänzung stellt der Stempelkopf der Kelter dar.
Der Stempelkopf hängt an einem Gewinde, um gegen die Maische gedreht werden zu können und dadurch Druck auszuüben. Das Gewinde selbst steckt in einem Jochbalken, der von zwei Säulen getragen wird. Diese Konstruktion wird der Stützbalken wegen auch als Dockenkelter bezeichnet.
Seit dem 16. Jahrhundert kommt diese Art der Kelter vermehrt vor. Das Hammelburger Exemplar stand zunächst wohl in einer ebenerdigen Kelterhalle, wie Reinhard Hüßner, der Leiter des Mönchsondheimer Kirchenburgmuseums, bei einer Begutachtung vor zwei Jahren vermutete. Erst später kam sie dann eine Etage tiefer in den Keller.
Es ist gut möglich, dass sich unter anderen Häusern der Altstadt noch weitere solcher alten Gerätschaften finden. "Früher hatte fast jeder Stadtbewohner einen Weinberg, deshalb hatte auch jeder das entsprechende Zubehör", erklärt Christiane Schmid vom Förderkreis Stadtmuseum und Denkmalpflege.
Main-Post vom 09.09.2014, Arkadius Gurry