Immer schön nach unten schauen

Hobby-Archäologen schulten bei einer Exkursion den Blick für Zeugnisse der Vergangenheit 
Mit geschultem Blick: Oberflächen-Archäologie nennt sich die Suche nach historischen Fundstücken, ohne zu graben. Foto Jochen Vogler 20 Menschen streifen mit gesenktem Kopf geduldig über Äcker und an Feldrainen entlang. Heben hier mal ein Steinchen auf, dort mal eine vermeintliche Tonscherbe.

Es sind Hobbyarchäologen, die bei einem Kurs in Hammelburg ihren Blick für Spuren aus der Vergangenheit schulen.Das Projekt „Archäologie und Ehrenamt“ hat vor gut drei Jahren im Landkreis Fuß gefasst. Angestrebt wird eine Vernetzung von Heimatpflegern, Museen, Vereinen und Ehrenamtlichen, um der Heimatgeschichte gemeinsam auf den Grund zu gehen.Wachsen hier lauter Schatzsucher heran?

Mitnichten. Dieses Wort will Ralf Obst vom Landesamt für Denkmalpflege absolut nicht hören: „Wir suchen, was auf den Äckern zu finden ist, die für Bodendenkmäler interessant sind“, klärt er die Teilnehmer auf, bevor sie losmarschieren. Das Augenmerk gilt dann den frisch gepflügten Feldern oberhalb von Schloss Saaleck und den Saalewiesen der Flurabteilung Fischlinge. Für Forscher eine Fundgrube: „Hammelburg ist reich an frühgeschichtlichen und mittelalterlichen, nicht entdeckten Bodendenkmälern. Auch die Völkerwanderung könnte hier Spuren hinterlassen haben“, sagt Obst. Das ursprüngliche Hamulum Castellum – wahrscheinlich eine Fluchtburg – müsse viel größer gewesen sein als das heutige Schloss Saaleck.

DeNichts Besonderes: Die Hobby-Archäologen fanden fast nur Steine. Fotos: Jochen Vogler r Flurname Fischlinge macht den Experten hellhörig. Handelte es sich hier um eine Wüstung (Siedlung), stammt der Name vom Fischfang oder ist er abgeleitet von Fiscus, einem Guts- oder Königshof?

Oberhalb von Schloss Saaleck stößt das Team auf eine kleine Anhöhe, die ein Verteidigungswall gewesen sein könnte. Um dies zu belegen, müsste ein Laser-Scanning eingesetzt werden. Die Hobbyisten haben diese Möglichkeit aber nicht, denn sie betreiben als Ergänzung zu ihrem theoretischen Unterricht vorab lediglich Oberflächen-Archäologie. Sie haben auch kein Werkzeug dabei. Für Grabungen braucht es zudem eine Genehmigung der Denkmalpflege.

Was veranlasst dazu, nach Zeugnissen der Vergangenheit zu suchen? Bei Hans Dünninger klickte es im Zuge seiner Tätigkeit als Pflanzenbauberater. Er war in dieser Funktion viel auf den Feldern unterwegs und machte dabei so manchen Fund, den er zu einem Fachmann brachte. „Das waren meist Scherben von Tongefäßen und Ähnliches. Die Funde begannen mich zu interessieren.“

Die Stücke behielt er nach Meldung bei der Denkmalpflege zum Teil selbst, einige gab er an Ausstellungen. „Ich denke nicht, dass wir hier Spektakuläres finden“, meint Dünninger. Es gehe um das Suchen und die Unterstützung: „Ein Schatzgräber bin ich beileibe nicht.“

Kreisheimatpfleger Roland Heinlein, der bei dem Projekt mitarbeitet, ist bei der Exkursion mit gedämpften Erwartungen dabei. Dabei hat er schon viel Erfahrung. Vor vier Jahren übergab er 5000 Exponate an die Gemeinde Elfershausen. Sie hatte er zum Teil selbst gefunden oder zugetragen bekommen. Die am besten erhaltenen Stücke zieren eine Vitrine auf der Trimburg. Heinlein weiß: „Manche Hobby-Sammler wissen gar nicht, welche archäologisch wertvollen Stücke sie zuhause liegen haben. Diese Raritäten sind es wert, dass man nach ihnen sucht und sie der Öffentlichkeit zugänglich macht“, betont er, und unterstreicht damit das Anliegen der „Archäologie im Ehrenamt“.

Funde gab es am Sonntag nicht, doch glaubt Ralf Obst, dass es sich lohnt, in der Region weiterzusuchen. Reicher an Erfahrung sind die Exkursionsteilnehmer auf jeden Fall.
Main-Post vom 12.03.2013 Von unserem Mitarbeiter Winfried Ehling

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